Inka Romaní verwebt valenzianische Volkstänze mit Breaking, House und zeitgenössischem Tanz. “Fandango Reloaded” rekonstruiert den fast vergessenen Fandango de Ayora und fragt, wie Tanz heute Gemeinschaft stiften kann.
Inka Romaní verbindet traditionelle valencianische Tänze mit zeitgenössischem Tanz, Breaking und House. In “Fandango Reloaded” erforschen ihre Tänzer*innen und sie das Potenzial von Volkstänzen, Menschen zusammenzubringen und Gemeinschaft erlebbar zu machen. Und sie gehen der Frage nach, ob der Urbane Tanz heute eine solche Rolle einnehmen kann. Hierfür rekonstruieren sie auch den Fandango de Ayora, einen traditionellen Paartanz, der während des Franco-Regimes in Spanien unterdrückt und fast vergessen wurde. Auf der Bühne wird ein Tanzvokabular entworfen, das Vergangenheit und Gegenwart verbindet und neue rituelle Erfahrungen ermöglicht.
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Tickets
Normal 22 / 17 €
Ermäßigt 13 / 9 €
Für diese Veranstaltung bieten wir eine Jugendkarte an. Kinder und Jugendliche bis 14 Jahren zahlen in Begleitung von erwachsenen Ticketinhaber*innen einen Sonderpreis von 5 €.
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Artist's Note von Inka Romaní
Ayora ist mein Dorf, eine kleine Stadt auf dem Land in der Autonomen Gemeinschaft Valencia. Das Stück ist tief in einer Familiengeschichte verwurzelt, von meiner Großmutter bis zu meiner Cousine. Ich wurde teilweise von meiner Großmutter aufgezogen, die viele der Lehren der Sección Femenina verkörperte.
Die Sección Femenina war eine Organisation, die mit der Franco-Diktatur (1939–1975) verbunden war. Ihr Ziel war es, Frauen politisch zu indoktrinieren und jeden Aspekt ihres Lebens zu kontrollieren. Eines ihrer vielen Projekte war die Sammlung spanischer Volkslieder und -tänze, die sie zu Propagandainstrumenten umwandelte.
Der Fandango de Ayora ist ein traditioneller Paartanz, der sich durch lebhafte Bewegungen und energiegeladene Musik auszeichnet. Ursprünglich ein Balztanz mit andalusischen Wurzeln, verbreitete er sich weit über die Iberische Halbinsel.
Der Fandango de Ayora war fröhlich, sinnlich und heidnisch – Eigenschaften, die mit dem Franco-Regime kollidierten. Aus diesem Grund zensierte die Sección Femenina ihn für ihre offiziellen Chöre und Tänze und löschte ihn fast vollständig aus dem kulturellen Gedächtnis. Glücklicherweise wurde er viele Jahre später durch die Erinnerung der Menschen, die ihn getanzt hatten, wiederbelebt. Ich bin dank meiner lieben Cousine Sara auf diese Geschichte gestoßen.
Fandango Reloaded ist eine archäologische Forschungsarbeit, bei der der Tanz zum Katalysator für ein gemeinsames rituelles Erlebnis wird.
Wir fantasierten darüber, wie die Menschen vor der Zensur tanzten und sich vergnügten. Wir waren begeistert von der Idee, dass der Fandango de Ayora in gewisser Weise der Perreo seiner Zeit war – und dass er deshalb verboten wurde.
Neulich sagte der Künstler Txalo Toloza zu mir, nachdem er eine Probe gesehen hatte:
„Der Fandango de Ayora hat versteckt in den Körpern eurer Großmütter überlebt.“
Dieses Bild blieb mir im Gedächtnis. Ich stelle es mir vor, wie es sich in den Zwischenraum zwischen Körper und Mieder, unter dem Unterrock duckt – an einem warmen Ort, ausdauernd, widerstandsfähig.
Wir tanzen, um neu zu schreiben, um uns zu erinnern, um uns vorzustellen, wie diese Tänze und ihre Lieder heute aussehen könnten. Es ist eine Verschmelzung von Vokabularen, vom traditionellen bis zum urbanen Tanz, in dem Versuch, Erinnerung wieder zu materialisieren.