Alex: Wie würdest du die dreistündige Performance von #PUNK 100% POP *N!GGA in einem Satz zusammenfassen?

Beatrix: Die Performance begann in einem interaktiven Raum, der etwas von einer Street Performance hatte und der Punklegende Patti Smith gewidmet war. Hier wurden wir dazu ermutigt, mit dem Tanzen loszulegen (mit den Worten: „Das hier ist die Einführung“). Anschließend jammten wir uns durch einen immersiven Raum, der an einen Club erinnerte und dessen Design von der Pop-Ikone Grace Jones inspiriert war. In diesem Raum haben wir dann so richtig losgelassen und uns von den vom DJ gesteuerten, durch den Raum dröhnenden Beats kollektiv bewegen lassen („Zeit zu feiern!“). Am Ende haben wir uns dann auf das große Finale zu bewegt: Hier zollte sie dem kongolesischen Musiker Rit Nzele Tribut und wir sahen ihrer explosiven Choreografie aus größerer Entfernung, jedoch mit gleichbleibender Intensität.

Es klingt, als hättet ihr viel Spaß beim Tanzen gehabt! Aber hatte das Stück auch Ebenen, die über die Party hinausgingen?


Ja, und zwar durch den Text! Manchmal habe ich einfach so mitgetanzt und dann rief sie Sachen wie „Mehr Zukunft!“ – da konnte ich ihre positive Energie richtig spüren und das hat mir einen Kick gegeben. Aber dann wurde aus „Mehr Zukunft!“ plötzlich „Keine Zukunft“ und der Optimismus löste sich auf und wurde zu Pessimismus. So wurde ich unsicher, was ich da überhaupt feierte und begann mich zu fragen, was ich mit meinem tanzenden Körper eigentlich unterstützte. Sie schuf einen utopischen Raum und echte soziale Integration, in die dennoch das Gewicht unser Geschichte mit einflossen. Ich hatte das Gefühl, dass mir ständig meine eigene Position in diesen größeren Zusammenhängen vor Augen geführt wurde.

Wie würdest du die Gruppendynamik des Publikums beschreiben?

Das Publikum hat stark auf die Performance reagiert und wie verrückt getanzt. Es gab sogar einen Moment, in dem eine besonders mutige Frau sich in die Performer*innen eingereiht hat und kurz im Mittelpunkt stand. nora chipaumire hat ohne Zweifel eine Situation geschaffen, in der sie den Menschen im Publikum das Gefühl gab, dass es in ihrer Macht stand, sich aktiv zu beteiligen und sie die Möglichkeit bekamen, auch selbst ein großes Risiko auf sich zu nehmen.

Hat sich es die ganze Zeit über so angefühlt?

Naja, das Stück war ziemlich lang ... Es gab natürlich viele Momente, in denen meine Aufmerksamkeit nachließ und ich mit meinen Gedanken woanders war. Aber sie hat mich immer wieder zurückgeholt. Jedes Mal, wenn ich das Gefühl hatte, dass sie an ihre eigenen Grenzen stieß, kehrten ihre inneren Kräfte, ihr Überlebenswille und ihre Ausdauer, zurück und führten uns in noch höheren Höhen.