Dohertys Performance „Hard to be Soft“ entstand aus dem Wunsch heraus, das Trauma, das Belfast als Körper kollektiv in sich trägt, teilweise zu heilen. Sie sieht dieses Trauma in der Körpersprache der jungen Männer auf den Straßen der Stadt. Ihr erstes längeres Stück „Hope Hunt“ (2014), mit dem sie bekannt wurde, kanalisiert genau diese Energie. Das Solo beginnt außerhalb des Theaters mit Doherty, die aus dem Kofferraum eines Autos steigt, aus dem laute Beats ertönen. Der Teil des Abends, der im Theater stattfindet, hat einen Soundtrack: das Dokudrama „Wee Bastards“, ein Kurzfilm, der das Leben auf Belfasts sogenannten schlimmen Straßen darstellt. Doherty war es wichtig, dass der Abend draußen beginnt, da es vor allem um die Leute geht, „die nicht im Theater sind“.
Der Ausgangspunkt von „Hope Hunt“ war vor allem ein Bild: „Ich glaube, es kam durch die Bilder von Wolfgang Tillmans und Andrew Parr, einem britischen Fotografen, der Leute in Fish and Chips-Imbissen fotografiert. Ich sah ein Bild vom Easter House, einer großen Wohnsiedlung, die in Glasgow in den 70er Jahren gebaut wurde. Aus dieser Ästhetik entstanden ‚hunter‘ (Jäger), diese Jungs. Das wurde dann zu „Hope Hunt“. Zu der Zeit habe ich dieses Haus in Bangor gekauft, wodurch mir bewusster wurde, wo ich mich in der gesellschaftlichen Hierarchie befinde. Daher war es mir wichtig, das Auto in das Konzept für den Abend zu integrieren – es geht um die Leute, die nicht im Theater sitzen.“
Die Entwicklung von „Hope Hunt“ hin zu „Hard to be Soft“ ist eindeutig – der ‚Hunter‘ ist in der zweiten Arbeit auch sehr präsent, und wir sind weiterhin in Belfast. Für Doherty gibt es dort auch eine narrative Verbindung: „Erst stirbt der ‚Hunter‘, dann erwacht er im Limbus, und in ‚Hard to be Soft‘ sieht er sein Leben an seinen Augen vorbeirauschen, bis Episode 4 [‚Helium‘], dem Moment der Transzendenz und des Loslassens, wonach er entweder das Nirwana erreicht oder wieder aufersteht. Das ist der Schluss von ‚Hard to be Soft‘“.
Sie hofft durch Bewegung und Schweiß negative Energie zu beseitigen. Jedes der vier Kapitel von „Hard to be Soft“ beleuchtet ein unterschiedliches Element der unbändigen und brüchigen Energie Belfasts, sowohl aus der weiblichen wie auch der männlichen Perspektive. Solo-Auftritte von Männern rahmen den Abend (erst „Lazarus and the Birds of Paradise“, von Doherty selbst getanzt, der letzte, „Helium“, von dem nordirischen Tänzer Ryan O’Neill). Beide Soli haben die Qualität einer Zeremonie, einer Beschwörung, als würden die Performer*innen versuchen etwas jenseits der Gegenwart heraufzubeschwören. Zwischen diesen Soli werden ein Duett zwischen zwei Männern („Meat Kaleidoscope“) und ein Ensemblestück für eine Gruppe junger Mädchen („Sugar Army“) gezeigt.